Perspektiven auf und gegen Rechts. Ein Podcast

Queerfeindlichkeit #1 mit Felicia Ewert

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Für diese Doppelfolge haben wir mit Felicia Ewert über Queerfeindlichkeit gesprochen. Dies ist der erste Teil zum Thema. Es gibt einen zweiten Teil mit Richard Köhler von Transgender Europe (TGU).

Queerfeindlichkeit bzw. LGBTIQ*-Feindlichkeit ist die verbale und physische Gewalt gegenüber queeren Menschen, also Gewalt, Hass, Beschimpfungen, Beleidigungen und Drohungen gegen Menschen, die trans*, inter, nicht-binär, lesbisch, schwul, bi und/oder asexuell sind. Queerfeindlichkeit beginnt dort, wo die Lebensrealitäten und die Existenzen von queeren Menschen infrage gestellt werden. Queerfeindlichkeit ist Teil extrem rechter Mobilisierung und kommt als Einstellung in der gesamten Gesellschaft vor.

Es handelt sich um ein sehr aktuelles Thema. Die Berliner Register dokumentieren diskriminierende Vorfälle in Berlin und berichten in ihrem Jahresbericht für 2022, dass LGBTIQ*-feindliche Vorfälle mit 239 ihren Höchststand seit Beginn der Dokumentation durch die Registerstellen erreichten. Viele Angriffe richten sich gegen Menschen, die trans* sind. Die Diskriminierung von trans und/oder nicht-binären Personen finden wir auch in linken und feministischen Kontexten.

Queere Menschen wurden auch schon im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Zwischen 1935 und 1944 wurden rund 50.000 queere Menschen verurteilt und zum Teil in Konzentrationslagern inhaftiert. Sie wurden mit dem „Rosa Winkel“ markiert. Hier könnt ihr mehr darüber erfahren.

Wir haben mit Felicia zurück geschaut auf Queerfeindlichkeit und extrem rechte Mobilisierungen in den letzten Jahren. Felicia stellt voran, dass Queerfeindlichkeit zwar ein aktuelles Thema ist, aber Rassismus und Antisemitismus immer noch die wesentlichen Einstellungen von Rechten sind. Zudem haben extrem Rechte das Thema und die diskriminierenden Gesetze nicht erfunden, sondern Queerfeindlichkeit ist schon lange Teil der gesamten Gesellschaft. Rechte setzen aktuell jedoch stark auf das Thema und nutzen das Unwissen vieler Menschen, um gegen queere Menschen zu hetzen. Häufig gibt es Verschwörungserzählungen über die LGBTIQ*-community. So behaupten Rechte beispielsweise, es gäbe eine Homo-Lobby. Die Erzählung suggeriert, dass queere Menschen sehr mächtig wären, im Verdeckten agieren würden und starken Einfluss auf Politiker*innen hätten. Hier könnt ihr mehr darüber erfahren.

Gemeinsam haben wir auch nach vorne geschaut auf viele Erfolge queerer und feministischer Kämpfe. Die Sichtbarkeit queerer Menschen und Themen in der Öffentlichkeit hat stark zugenommen. Damit geht aber auch eine gewisse Gefahr einher. Felicia betont, dass Sichtbarkeit ohne Schutz fatal ist. Deshalb müssen wir uns alle engagieren, queer-feindlichen Aussagen widersprechen und aktiv werden. Aktivismus kann schon im sehr Kleinen beginnen, beispielsweise in der eigenen Familie oder am Arbeitsplatz. Es geht um jede Situation, in der wir uns solidarisch zeigen und queere Menschen unterstützen können. Felicia betont, dass es die klare Kante gegen Rechts, die klare Kante gegen alle trans*-feindlichen Personen braucht und wir uns immer auch an die eigenen Nase fassen müssen.

Schaut bei Felicias Social Media Accounts vorbei. Sie ist dort sehr aktiv und macht wichtige Aufklärungsarbeit. Ihr findet die Links unter Projekten.

Projekte

  • Hier findet ihr die Social Media Accounts von Felicia: Instagram, twitter/X, mastodon & bsky
  • Hier findet ihr das Buch „Trans. Frau. Sein. Aspekte geschlechtlicher Marginalisierung“ von Felicia.

Verweise

  • Wenn ihr noch genauer nachlesen wollt, was unter Queerfeindlichkeit verstanden werden kann, schaut hier nach.
  • Hier gibt es eine Auswertung der Berliner Register zum sogenannten „Real Dyke March“.
  • Der Begriff „Terf“ steht für Trans-Exclusionary Radical Feminism. Das bedeutet, es handelt sich, um Personen, die die Existenz von Menschen, die trans*, inter und/oder nicht-binär sind, verneinen. Sie gehen davon aus, dass es nur Männer und Frauen gibt, obwohl das wissenschaftlich widerlegt ist. Sie vertreten eine Form von Feminismus, der sich nur für Frauen einsetzt, die cis sind, also bei ihrer Geburt das Geschlecht weiblich zugesprochen bekommen haben und das auch für sich annehmen. Hier könnt ihr mehr darüber lesen.
  • Tessa Ganserer Politikerin bei der Partei Bündnis 90/Die Grünen und seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages. Tessa Ganserer ist eine Frau, die trans* ist und erlebt immer wieder Hass und Hetze.
  • Das Beispiel, das Felica erwähnt, bezieht sich auf die Abgeordnete Beatrix von Storch, die Tessa Ganserer im Bundestag beschimpfte. Von Storch ist Mitglied der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD), die unter anderem rassistische und antifeministische Positionen vertritt und immer wieder gegen Gruppen hetzt, die in der Gesellschaft diskriminiert werden.
  • Die „Emma“ ist eine feministische Zeitschrift, die es seit 1977 gibt, und die sich in den letzten Jahren zu einem Sprachrohr von Personen entwickelt hat, die gegen Menschen hetzen, die trans*, inter und/oder nicht-binär, Sexarbeiter*innen sind oder muslimische Frauen, die Kopftuch tragen.
  • Alice Schwarzer ist die Herausgeberin der Zeitschrift „Emma“ und positioniert sich unter anderem eindeutig trans-misogyn. Das ist Trans-Feindlichkeit, die sich spezifisch gegen Frauen richtet, die trans* sind.